Wie arbeite ich mit Familienaufstellung?
Bedeutung des klassischen Familienstellens nach Hellinger
Meine Arbeitsweise mit Familienaufstellungen basiert auf den bahnbrechenden Erkenntnissen Bert Hellingers (1925-2019), insbesondere seiner Entdeckung der repräsentativen Wahrnehmung (Stellvertreter und Wissendes Feld) und der Systemischen Gesetze, die in menschlichen Verbindungen und Gruppen wirken (Bindung, Ausgleich, Ordnung, das Gewissen, Verstrickungen und Lösungen). Natürlich mache ich heute viele andere Einflüsse und eigene Wege geltend.
Meine Ausbildung zum Leiter von Familienaufstellungen habe ich 2001 bei Marlis Grzymek-Laule in Berlin gemacht. Danach nahm ich jahrelang an diversen Wochenendkursen renomierter Aufsteller überall in Deutschland teil. Dreimal war ich bei Bert Hellinger, dessen Arbeitsweise mich nachhaltig beeindruckt hat. Noch viel deutlicher als in seinen Büchern und Videos konnte ich in seinen Kursen erfahren, dass seine Aussagen und Interventionen nicht moralisch oder politisch gemeint, sondern immer therapeutisch im konkreten Kontext zu verstehen waren. Er begegnete den Menschen mit Liebe, Humor, Klarheit und Konsequenz.
Hellinger ist insbesondere bei der Täter-Opfer-Thematik in Neuland vorgestoßen, als er für die Aussöhnung und Heilung die menschliche Verbindung hinter allem sichtbar machte und wirken ließ (Bewegungen der Seele). Das hat ihm viel Ablehnung eingebracht, insbesondere von Personen in Deutschland, die die Konzeption von (deutscher) Schuld und Sühne nicht aufgeben wollten.
Grenzen des klassischen Familienstellens nach Hellinger
Andererseits gab und gibt es berechtigte Kritik. Ich bin mit dem klassischen Familienstellen immer wieder an Grenzen gestoßen, wenn es schwierig bis unmöglich für den Klienten wurde, seine Eltern „zu nehmen“. Oft ging es hier um schwere Schicksale wie Gewalt und Trennungen, wo die Eltern selber zu Tätern an ihrem Kind geworden waren. Hellingers Grundsatz „alle Kinder sind gut und ihre Eltern auch“, mag auf einer übergeordneten Ebene der „Weitergabe des Lebens“ richtig sein, aber stellt im konkreten Erleben für viele Menschen eine Zumutung dar, insbesondere wenn sie angehalten werden in einer Aufstellung die Verbindung zu den Eltern und Ahnen mit Segensgebung und Dankbarkeit rituell zu vollziehen. Auf diese Weise kam es bei Familienaufstellungen wiederholt zu Retraumatisierungen, zumal einige Aufstellungsleiter dem Klienten auch noch die Schuld gaben, dass nur er selbst es sei, der durch seinen Widerstand der Heilung im Wege stünde. Hellinger anerkannte nicht die traumatisierende Bedeutung, ein ungewolltes Kind gewesen zu sein, besonders bei Abtreibungsversuchen. Sexuellen Misbrauch innerhalb der Familien hat er oftmals heruntergespielt. Der Grundsatz „nur kein Drama“ mag manchmal zutreffen und hilfreich sein, in anderen Fällen aber bei der Schwere des Erlebten wie Hohn klingen. Hellingers Methode der „unterbrochenen Hinbewegung“ kann mit biographischen Traumata nur im Sinne schicksalhafter, von den Eltern nicht gewollter Trennungen arbeiten, da er davon ausgeht und voraussetzt, dass die Herzen der Eltern offen sind. Die Realität die sich in Klienten-Berichten und Aufstellungen zeigt, sieht oft anders aus. Häufig sind die Herzen der Eltern verschlossen und es fließt sehr wenig oder gar kein Gefühl zum Kind. Diese schweren Bindungstraumata gehen in den Familien oft viele Generationen zurück. Hier haben „klassische“ Aufsteller eine Kunst entwickelt, über viele spezielle Interventionen „das System zu heilen“, so dass dem Klienten ein nahezu perfektes Lösungsbild präsentiert wurde, was einige nur allzu gerne angenommen haben, andere aber ungläubig bis kopfschüttelnd als unrealistisch ablehnen mussten. Die Frage ist, ob so ein konstruiertes Lösungsbild überhaupt Heilung bewirken kann, selbst wenn es vom Klienten angenommen wird. Viele Aufsteller und Klienten gehen auch davon aus, dass die abwesenden und toten Familienmitglieder im Raum sind und an der Heilung mitwirken. Weit davon entfernt, das jemandem ausreden zu wollen, kam ich selbst jedoch immer mehr zu der Überzeugung, dass der Klient nicht von außen über sein System geheilt wird, sondern dass sich die Heilung in seinem Inneren vollzieht oder gar nicht! Insofern verlagerte sich mein Hauptaugenmerk von der „guten Aufstellung“ hin zur „Wirklichkeit des Klienten“, also zu seiner erfahrbaren inneren Veränderung gemäß seines Anliegens.
Meine Arbeit mit Familienaufstellungen und Systemischen Aufstellungen
Die Aufstellungsarbeit ist für mich in ihrer Klarheit und Genauigkeit der Stellvertreter, festen Plätze und Blickrichtungen, sowie in der Dynamik mit Umstellungen, Erweiterungen, Ritualen und Lösungssätzen nach wie vor eine wunderbare Methode. Freie Bewegungen haben für mich innerhalb des Stellens ihre spezielle Funktion. Familienaufstellungen sind für mich immer noch am besten geeignet, systemische Verstrickungen zu erkennen und zu lösen. Hinzu kommen das Nehmen und Ablösen von den Eltern (mit den oben erwähnten Einschränkungen), die vielfältigen Themen der Gegenwartsfamilie, sowie gesundheitliche, berufliche und andere Anliegen, die mit systemischen Aufstellungen bearbeitet werden können. Leichte biographische Traumata lassen sich im Sinne der „unterbrochenen Hinbewegung“ lösen. Schließlich stellte sich mir aber die Frage, wie ich mit schweren biographischen Traumata arbeiten könnte. Hier führte mein Weg zunächst zur Hypnose-Ausbildung bei Norbert Klein in Magdeburg. Diese wende ich in Einzelsitzungen an. Für die Aufstellungsarbeit in der Gruppe entdeckte ich schließlich die Traumaaufstellungen von Franz Ruppert, dessen Ausbildung ich in München absolvierte.