Welche Fakten und Ereignisse sind für eine Aufstellung wichtig?
Ich erfrage als Leiter im Vorgespräch zur Aufstellung wichtige Fakten und Ereignisse der Biographie und des Familiensystems. Die folgenden drei Fragen sollten daher vor einer Aufstellung recherchiert und beantwortet werden. Manchmal ist es gut, nochmal die Eltern oder andere Personen aus der Familie zu fragen. Wenn nicht alles bekannt ist, ist es auch in Ordnung. Man kann sich alles aufschreiben oder auch nur innerlich klären. Dieser Prozess bereitet die Aufstellung vor. Es ist möglich, aber nicht nötig, mir vor der Aufstellung Informationen zukommen zu lassen oder ein Vorgespräch zu vereinbaren.
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Wer gehört zum Familiensystem dazu?
– die Eltern, gegebenenfalls auch Adoptiv- oder Pflegeeltern
– die eigenen Geschwister und Halbgeschwister, auch früh gestorbene, totgeborene, abgetriebene
– die Geschwister und Halbgeschwister der Eltern (also die leiblichen Onkel und Tanten)
– die Großeltern, gegebenenfalls auch die Adoptiv- oder Pflegegroßeltern
– wichtige frühere Partner der Eltern und Großeltern (bei Ehe, gemeinsamen Kindern, großer Liebe usw.)
– Nichtverwandte, die durch schwere Schicksale an die Familie gebunden sind (vor allem Opfer undTäter)
– die Ahnen mit besonderem Schicksal: Urgroßeltern, Geschwister der Großeltern und weiterentfernte Ahnen
– die eigenen Partner, auch wichtige frühere (bei Ehe, gemeinsamen Kindern, großer Liebe usw.)
– die eigenen Kinder, auch früh gestorbene, totgeborene und abgetriebene (eventuell auch Fehlgeburten)
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Was ist in der eigenen Biographie passiert?
– Zeugung & Schwangerschaft: ein ungewolltes Kind sein, Abtreibungsversuche, Ablehnung des eigenen Geschlechts durch Mutter oder Vater, Stress im Mutterleib (innere Konflikte der Mutter, frühere Abtreibungen, äußere Konflikte und Not während der Schwangerschaft), Tod des Zwillings im Mutterleib
– Geburt: schwere bzw. gewaltvolle Geburt (keine Zusammenarbeit von Mutter und Kind, Betäubungsmittel, Weheneinleitung, Kaiserschnitt, Zangengeburt usw.), sofortige Trennung von der Mutter oder keine Annahme durch die Mutter unmittelbar nach der Geburt
– als Säugling: nicht (ausreichend) gestillt worden sein, frühe Trennungen von der Mutter, körperliche und psychische Vernachlässigung, Gewalt, zur Adoption freigegeben, Ablehnung des eigenen Geschlechts durch Mutter oder Vater
– als Kind: seelisch abwesende oder manipulative Mutter, fehlender Vater, Trennung der Eltern, kranke Eltern oder Geschwister, früh verstorbene oder abgetriebene Geschwister, Unfälle, Gewalt, sexueller Misbrauch, bei Großeltern aufgewachsen, ins Pflegeheim oder zur Pflegefamilie weggeben, äußere Not der Familie
– als Erwachsener: Tod und Trennungen, schwere Krankheiten, Unfälle, Gewalt, Krieg
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Welche schweren Schicksale gab es im Familiensystem?
– Früher, tragischer oder gewaltsamer Tod bei Familienmitgliedern: Mütter (bei der Geburt oder im Kindbett), Kinder (Todgeburt, früher Kindstod, Fehlgeburten nach dem 3. Monat, Abtreibung), Unfalltod, Kriegstod, Mord, Selbstmord
– Ausgeschlossene und Vergessene: frühere Partner, Halbgeschwister, weggegebene Kinder (Pflegeheim, Adoption), moralisch Abgewertete (Alkoholiker, Behinderte, Verrückte, Ausgewanderte, Andersartige), im Krieg Gefallene, Vermisste oder Verschleppte
– Schwere Schicksale von Familienmitgliedern: uneheliches Kind, Gewalterfahrungen, sexueller Misbrauch, Trennungen, Pflegeheim, Adoption, schwere Krankheit, Erbkrankheit, Behinderung, Vergewaltigung, Ermordung, Krieg, Vertreibung, Flucht, Verlust der Heimat, geschäftlicher Ruin
– Schuld eines Familienmitglieds: Unfallschuld, Körperverletzung, sexueller Misbrauch, Vergewaltigung, Mord, Kriegs- und NS-Verbrechen