Wie verläuft ein Aufstellungstag in der Gruppe?

Termine offene Aufstellungstage (10-18 Uhr) 2024 in Berlin-Mitte:
Sonntag, 28. Januar / Sonntag, 25. Februar / Samstag, 20. April / Sonntag, 30. Juni
Anmeldung: martinlenz.net@gmail.com / 030 60 959 683
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Warum ist die Atmosphäre in der Gruppe für eine Aufstellung so wichtig?

Zu den Aufstellungstagen muss man sich anmelden, entweder mit einer eigenen Aufstellung oder als einfacher Teilnehmer. Eigene Aufstellungen können von Einzelpersonen, Paaren oder Eltern für ihre minderjährigen Kinder als Lebenshilfe oder Therapie gemacht werden. Einfache Teilnehmer sind als Stellvertreter bzw. Beobachter da um die Aufstellungsarbeit kennen zu lernen oder zu vertiefen. – Es kommen zwischen sieben und vierzehn Menschen. Bis auf eine akute Psychose gibt es im Grunde keine psychischen Ausschlusskriterien für eine Teilnahme. Im Unterschied zu den festen Ausbildungsgruppen sind diese Tagesgruppen offen, da jedes Mal neue Menschen zusammen kommen. Die Teilnehmer eint der Wunsch, an gelungenen Aufstellungen und Lösungen mitzuwirken. In vielerlei Hinsicht unterscheiden sie sich jedoch, insbesondere was ihre Erfahrung mit der Aufstellungsarbeit angeht. Meistens sind auch mir mehrere Menschen vorher nicht persönlich bekannt. Umso wichtiger ist es, dass von Anfang an eine vertrauensvolle und aufs wesentliche und gemeinsame ausgerichtete Atmosphäre kreiert wird. Die Gruppe sitzt in einem weiten Stuhlkreis. Ich beginne meine Gruppen mit einer Einführung, einer Vorstellungsrunde und einem Anfangsritual. Jeder in der Gruppe soll heute etwas für sich gewinnen. Alle sollen geben und nehmen: als Stellvertreter, als Beobachter, als die Klienten, die ihr eigenes Anliegen in die Gruppe einbringen und auch ich als Leiter.
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Was passiert in dem Vorgespräch unmittelbar vor der Aufstellung?

Es finden drei bis fünf Aufstellungen an einem Tag statt. Die Reihenfolge steht nicht fest. Wer von den Klienten mit angemeldeter Aufstellung arbeiten möchte, folgt seinem Impuls und setzt sich auf den freien Platz neben mich. Dort erfrage ich in einem Vorgespräch das Anliegen für die Aufstellung. Manchmal braucht der Klient noch etwas Hilfe, um es genau zu finden und zu formulieren. Das Anliegen ist meine Arbeitsgrundlage.

Großer Gruppenraum – Praxis Martin Lenz Berlin

Es sollte persönlich, aktuell und fühlbar sein, so dass der Lösungsdruck die erforderliche Motivation und Energie für die Aufstellung bringt. Als zweites erfrage ich wichtige Fakten aus der Biographie und Familiengeschichte und bestimme dann aus meinem Wissen und Gefühl heraus, welche inneren Personen und Anteile aufgestellt werden. Dabei arbeite ich mit dem Minimum „soviel wie nötig, aber nicht mehr“. Oft stellt sich bei mir an Ende des Vorgesprächs schon eine Hypothese, ein inneres Bild ein, worin Anliegen, Verstrickung und Lösungsschritte zusammengefaßt aufscheinen.
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Was genau wird durch eine Aufstellung sichtbar?

Eine Aufstellung macht das Innere des Klienten im Außen sichtbar. Die Stellvertreter stehen für seine Familienmitglieder (die innere Mutter, der innere Vater usw.) oder seine psychischen Anteile, die man im Grunde auch als innere Personen verstehen kann (das Innere Kind, die Angst, das Symptom usw.). – Nach dem Vorgespräch wählt der Klient aus der Gruppe die Stellvertreter für die von mir bestimmten Personen und Anteile und auch für sich selbst aus. Diese stimmen in der Regel ihrer Auswahl zu, können aber auch ablehnen. Ganz nach Gefühl stellt er sie nacheinander im Raum auf, indem er ihnen einen Platz und eine Blickrichtung gibt. Wenn er fertig ist, setzt er sich wieder. Die Stellvertreter stehen nun in einer gewissen Beziehung zueinander. In ihrer Konstellation wir das sogenannte innere „Problembild“ sichtbar.
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Wieso fühlen die Stellvertreter in einer Aufstellung wie die tatsächlichen Personen?

Die sogenannte repräsentative Wahrnehmung ist möglich durch das morphogenetische Feld (nach Rupert Sheldrake), auch „Wissendes Feld“, welches immer zwischen Menschen existiert, aber in einer Aufstellungssituation besonders aufgeladen und ausgerichtet sein sollte. Ich befrage immer wieder die Stellvertreter, wie sie sich als die Personen bzw. Anteile fühlen, wie der Kontakt zu den anderen ist und welche Impulse sie haben. Interessanterweise können sie wertvolle Aussagen machen. Einschränkungen ergeben sich aus ihren eigenen ungelösten Themen, aus Angst oder zuviel Nachdenken. – Manche vertreten die (schamanistische) Ansicht, dass die Familienmitglieder und Ahnen als Energien im Raum sind und über die Stellvertreter wirken. Ich arbeite nicht mit dieser Vorstellung, aber ich rede das niemandem aus. Für diejenigen, die daran glauben, kann es hilfreich sein. Interessanterweise gibt es Phänomene, wo Aufstellungen zur gleichen Zeit auch bei nicht anwesenden Familienmitgliedern Wirkungen erzielt haben.

Familienaufstellung Martin Lenz Berlin
Familienaufstellung – Praxis Martin Lenz Berlin
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Welche Aufgabe hat der Leiter in einer Aufstellung?

Als Leiter gebe ich Lösungsimpulse in Form von Umstellungen, Hereinnahmen zusätzlicher Personen, Gefühls- und Handlungsanregungen und Lösungssätzen. Meine Interventionen ergeben sich aus dem Anliegen, den Fakten, meiner Erfahrung und Intuition und aus den Impulsen und Reaktionen der Stellvertreter. Manchmal ergeben sich Phasen freier Bewegungen. Idealerweise ergibt sich ein Fluß, in dem die Impulse von den Stellvertretern, dem Klienten und von mir als Leiter hin und her wechseln und sich ergänzen. – Für Lösungen brauchen wir kein großes Drama oder Katharsis. Es geht darum, alle Gefühle da sein zu lassen und sich dann ganz natürlich weiterzubewegen. In meinen Aufstellungen wird niemand körperlich oder verbal bedroht. Spontane authentische Schmerzensschreie sind aber möglich und wirken dann auch befreiend. – Eine Aufstellung dauert etwa sechzig Minuten. Am Aufstellungstag gibt es danach immer eine Pause.
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Familienaufstellung Martin Lenz Berlin
Familienaufstellung – Praxis Martin Lenz Berlin

Wie geschieht Lösung und Heilung in einer Aufstellung?

Mein Hauptaugenmerk gilt stets dem aufstellenden Klienten. Ich schaue, ob die Aufstellung bei ihm im Sinne seines Anliegens Wirkung erzielt. Die Heilung vollzieht sich in seinem Inneren oder gar nicht! Ich arbeite nicht mit der Vorstellung, dass der Klient automatisch über sein System geheilt wird. – Die Aufstellung endet mit einem „Lösungsbild“, in dem eine heilvolle(re) Konstellation fühlbar und sichtbar wird und auch finale Lösungssätze gesprochen werden. Wenn es sich um eine Familienaufstellung handelt, dann geht es im wesentlichen um das Erkennen und Auflösen von Verstrickungen, um das Nehmen des Lebens und um die Ablösung von den Eltern. In der Regel wird der Klient am Ende für seinen Stellvertreter eingewechselt, damit er das Lösungsbild und die Sätze besser verinnerlicht. Wenn es sich um eine Traumaaufstellung handelt, geht es um die Integration der abgespaltenen innerpsychischen Anteile, insbesondere die Verbindung mit dem Inneren Kind. Dazu nehme ich den Klienten oft schon eher in die Aufstellung hinein. Sein Stellvertreter bleibt dann als sein Inneres Kind in der Aufstellung.
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Welche Nachwirkungen hat eine Aufstellung und wie oft sollte man aufstellen?

Am Ende der Aufstellung gehen die Stellvertreter wieder aus den Rollen hinaus. Dies geschieht entweder durch einfache Aufforderung durch mich oder durch ein persönliches Entlassen durch den Klienten. Ein spezielles Ritual führe ich durch, falls jemand besondere Schwierigkeiten hat, die Rolle abzustreifen. Der gesamte Aufstellungstag endet ebenfalls mit einem kleinen Ritual. – Das Lösungsbild mit seinen Gefühlen und Sätzen wirkt (anstelle des alten Problembildes) im Innern der Klienten fort. So können sich die Heilungskräfte im Alltag weiter entfalten. Wichtig ist, die gemachten Erfahrungen und gewonnen Einsichten und Bilder ruhig wirken zu lassen und sie nicht sofort durch Einwände oder Aktionismus abzuschwächen. – Jeder Klient entscheidet grundsätzlich eigenverantwortlich, wie oft und in welchen Abständen er aufstellen will. Mitunter gebe ich Empfehlungen, wenn aufgrund der Schwere der Thematik mehrere Aufstellungen oder Sitzungen sinnvoll sind oder eine Aufstellung gemeinsam nachgearbeitet werden sollte. – Die Aufstellungsarbeit ist eine lösungsorientierte Heilmethode. Manchmal kann eine einzige Aufstellung große Veränderungen mit sich bringen. Für viele hat sich aber herausgestellt, dass kontinuierliches Arbeiten an den eigenen Themen für nachhaltige Veränderungen notwendig ist. Mein Verständnis ist daher, dass wir mit jeder Aufstellung, mit jeder therapeutischen Arbeit auf dem Weg zu mehr Lebenskraft, Liebe und Freiheit sind. Da die Herausforderungen des Alltags oft die alten Muster wieder anziehen, braucht es wiederholte Erinnerungen und vertiefende Erfahrungen, um auf diesem Weg zu bleiben. Viele Klienten kommen deshalb immer wieder zu einer Offenen Gruppe oder zu Einzelsitzungen. Andere gehen in die Ausbildungsgruppen, die als Heilgruppen auch eine kontinuierliche Arbeit an den eigenen Themen in vertrauter Runde ermöglichen.

Anmeldung:
martinlenz.net@gmail.com / 030 60 959 683
English speaking persons are welcome!